Automatisierung: Bedrohung oder Befreiung?

Ein Beitrag von Danielle James, Übersetzung von Susanne Kandler

Eine persönliche Einschätzung

Seitdem künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen bei uns Einzug gehalten haben, werden viele Fragen zu den möglicherweise negativen Folgen durch die Einführung solcher Technologien gestellt. Im Rahmen moderner Automatisierung sind sie einfach nur Tools, um die Effizienz zu verbessern – so wie dies Menschen schon seit Tausenden von Jahren machen.

Ich bin ein großer Fan von Automatisierung und deshalb finde ich Saugroboter genial. Wenn ich die Wahl habe, gehe ich lieber mit dem Hund spazieren als staubzusaugen. Es gibt wirklich sehr vieles, was ich dem Staubsaugen vorziehe. Ich lese lieber ein Buch, anstatt von Hand Geschirr zu spülen oder Wäsche zu waschen. Daher bin ich froh, dass es Spülmaschinen und Waschmaschinen gibt. Ich versende lieber eine E-Mail, als einen Brief mit der Hand zu schreiben. Und ich ziehe elektronische Mautstationen solchen Mautstellen vor, an denen ich giftige Abgase einatme, während ich das Rückgeld einsammele.

Ich bin aber noch aus einem anderen Grund ein großer Fan der Automatisierung: Sie ermöglicht es uns, das Potenzial des Menschen bestmöglich zu nutzen. Es ist eine Vergeudung von Talenten, wenn intelligente Mitarbeiter manuelle Routineaufgaben, wie die Dateneingabe erledigen, obwohl sie so viel mehr zu bieten hätten. Solche stumpfsinnigen, langweiligen Aufgaben können gut automatisiert werden. Die meisten von uns wollen ihre Arbeitszeit nicht mit der manuellen Zuordnung von Dokumenten verbringen, den Dokumententyp ermitteln und Rechnungen mit Bestellungen abgleichen, wenn dies eine Maschine schneller erledigen könnte. Stimulierende Aufgaben tragen dazu bei, dass sich Mitarbeiter beruflich weiterentwickeln – und genau dies erwarten jüngere Mitarbeiter auch. Sie wollen nicht für Unternehmen arbeiten, die noch immer veraltete, schwerfällige Software einsetzen.

Ein weiterer wichtiger Vorteil der Automatisierung für Unternehmen und Behörden ist die Kostenersparnis, die aufgrund der höheren Produktivität zu erwarten ist. Wieso sollte man zehn Mitarbeiter für die Verarbeitung von Dokumenten abstellen, wenn Software diese Aufgaben automatisch erledigen kann – schneller und mit weniger Fehlern? Stattdessen sollte man Menschen für Aufgaben einsetzen, die Maschinen nicht erledigen können – wie für Vernetzung, Zusammenarbeit, Kommunikation, Kreativität und Fantasie.

Dan Vesset, einer der Autoren des Berichts Artificial Intelligence-Based Automation Evolution Framework von IDC: „Eine wichtige Erkenntnis ist,…dass Entscheider Potenzial und Grenzen der KI kennen müssen, um beurteilen zu können, wo sie die heutigen KI-Lösungen für die Automatisierung bestimmter Aufgaben und Prozesse am besten einsetzen.

„… Unternehmen und ihre Mitarbeiter müssen ihre Kompetenzen im Bereich künstliche Intelligenz ausbauen und verstehen, auf welcher Ebene die KI-basierte Automatisierung Vorteile für Aufgaben, Aktivitäten, Prozesse oder Systeme haben kann“, so Vesset.

Mir wird das Autofahren nicht fehlen, wenn wir eines Tages autonome Fahrzeuge haben, denn ich kann in der Zeit arbeiten, mich mit Freunden oder Angehörigen unterhalten oder mir die nächste geniale Geschäftsstrategie ausdenken. Aufs Bügeln kann ich gerne verzichten, wenn wir eine bessere Möglichkeit gefunden haben. Denn diese Arbeit hasse ich. Dem Aufkleber, der mir neulich im Stau auffiel, kann ich nur beipflichten: „Ich wäre lieber beim Segeln.“

Neben den ganz persönlichen Vorteilen bietet die Automatisierung auch geschäftliche Vorteile – besser gesagt, die notwendigen Voraussetzungen für den Erfolg. Wenn in Ihrem Unternehmen noch immer 500.000 US-Dollar pro Jahr für manuelle Dokumentenprozesse ausgegeben werden, Wettbewerber diese Kosten jedoch auf die Hälfte reduzieren und dafür mehr Mitarbeiter im Kundenservice einsetzen, können Sie sich denken, wer das Rennen um Marktanteile macht. Automatisierung ist ein wichtiger Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, die ihre Routineprozesse nicht modernisieren, werden daher das Nachsehen haben.

Von der Kutsche zum Elektrofahrzeug.

Vom Dampfschiff zum Flugzeug.

Vom Stift zur Tastatur.

Der Mensch hat für Arbeitsplatz und Freizeit schon immer schnellere und bessere Möglichkeiten gefunden – und dies wird auch künftig so sein. Wenn die ethischen, sozialen und rechtlichen Aspekte der Automatisierung sorgfältig abgewogen werden, erweisen sich solche Technologien als Befreiung und nicht als Bedrohung. Dank Automatisierung haben wir mehr Zeit, unsere Stärken als Mensch auszuspielen. Das sollten wir feiern und darauf mit einem Gläschen Sekt anstoßen – etwas, was Bots nie tun würden. Zum Wohl!